Lomo MC-A im Test: Die beste neue Analogkamera seit 20 Jahren?
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Lomo MC-A: Endlich wieder eine "echte" Kamera?
Sind wir mal ehrlich: Seit dem großen Sterben der Analogindustrie in den 2000ern gab es wenig Grund zum Jubeln, wenn es um neue Hardware ging. Meistens bekamen wir Plastik-Spielzeug oder extrem teure Nischenprodukte. Doch jetzt legt Lomography mit der Lomo MC-A etwas vor, das uns hier in der Werkstatt aufhorchen lässt.
Ist das der lang ersehnte Nachfolger der legendären Kompaktkameras ala Contax T1, Olympus Mju oder Yashica T5 der 90er? Wir haben uns die Technik und die ersten Berichte aus der Community genau angesehen.
Technik statt Spielzeug: Was steckt drin?
Das Wichtigste vorweg: Die MC-A ist kein Plastikbomber (im Vergleich zu der ehrlicherweise wesentlich günstigeren Kodak Snapic A1). Lomo verbaut hier ein Gehäuse aus Metall, was man sofort am Gewicht (satte 332g) merkt. Das fühlt sich endlich wieder nach Werkzeug an, nicht nach Einwegkamera.
Die Optik: Minitar-II
Wenn ich an der guten alten Zeit der Analogtechnik etwas besonders vermisse, dann sind es die hervorragenden Optiken. Elektronik lässt sich heute wesentlich leichter und günstiger nachbauen. Gute Linsen sind dagegen auch heute schwer zu fabrizieren und darum vor allem bei aktuellen Kameras eher Mangelware. Umso erfreulicher ist es, dass die MC-A mit einem 32mm f/2.8 Minitar-II Glasobjektiv daherkommt (5 Elemente in 5 Gruppen). Die Brennweite ist ein spannender Sweetspot zwischen den klassischen 28mm Weitwinkel und den 35mm Reportage-Linsen. Perfekt für Street und "Immer-Dabei". Der große Vorteil der MCA im Vergleich zu der Snapic ist die Lichtstärke des Objekivs. Mit einer Offenblende von f/2.8 kann man auch bei mäßig Licht und einem klassischen ISO 200 Film noch gut belichten.
Der Autofokus: LiDAR-Technologie
Hier wird es spannend. Lomo setzt nicht auf veraltete Infrarot-Technik, sondern auf ein modernes LiDAR-Autofokus-System. Das funktioniert auch bei wenig Licht extrem zuverlässig. Und für die Fans der alten Schule: Ihr könnt immer noch per Zone-Focus manuell schätzen, aber der Motor übernimmt die Arbeit.

Detailansicht der Fokus-Steuerung
Bildqualität: Charakter mit Ecken und Kanten
Wie schlägt sie sich in der Praxis? Die Berichte sind eindeutig: Wer klinische Schärfe sucht, ist hier falsch (und sollte vielleicht digital fotografieren). Die MC-A liefert Charakter.
- Bei f/2.8 (Offenblende): Hier zeigt sie ihre "Lomo-Wurzeln". Die Mitten sind okay, aber zu den Rändern hin wird es weich (was manch einer auch mag), mit einer deutlichen Vignettierung. Nutzer beschreiben einen "Glow", fast wie mit einem ProMist-Filter. Man liebt es oder man hasst es.
- Ab f/5.6: Die Schärfe zieht deutlich an, die Vignette verschwindet. Das ist der Arbeitsbereich für "ernsthafte" Fotos.

Beispiel für die Bildanmutung bei Tageslicht. Quelle: Lomo Instagram

Schärfeleistung im Nahbereich. Quelle: Lomo Instagram
Licht und Schatten (Wortwörtlich)
Die Belichtungsmessung funktioniert solide, neigt aber (wie viele Kameras dieser Art) bei starkem Kontrast zur leichten Überbelichtung. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Programmautomatik (P-Modus). Sie neigt dazu, sehr schnell auf f/2.8 aufzureißen, um kurze Verschlusszeiten zu halten.
Unser Tipp: Nutzt den Blendenprioritäts-Modus (Av). Stellt die Kamera fest auf f/8, wenn genug Licht da ist, und ihr bekommt knackige Ergebnisse.

Manuelle Kontrolle ist der Schlüssel zu scharfen Bildern.
Ein wichtiges Detail zur Stromversorgung (Ausgeknipst-Tipp!)
Lomo liefert die Kamera mit einer wiederaufladbaren CR2-Batterie aus, die einen direkten USB-C Anschluss hat. Das finden wir technisch super gelöst und sehr zeitgemäß. Kein Suchen nach exotischen Ladegeräten mehr!
Daher unsere klare Empfehlung als Ingenieure: Hab immer einen zweiten Akku dabei. Nichts ist ärgerlicher, als das perfekte Licht zu verpassen, weil der Akku gerade am Kabel hängt.
Wir haben genau diesen passenden Akku für euch ins Sortiment genommen:
Zum passenden Ersatz-Akku für Lomo MC-A
Fazit: Kaufen oder nicht?
Ganz ehrlich? Ja. Wenn du das Budget von knapp 500 Euro übrig hast, ist das wahrscheinlich die beste neue Analogkamera, die seit den 2000ern auf den Markt gekommen ist.
Sie schließt genau die Lücke zwischen den billigen "Reusable"-Knipsen und den völlig überteuerten, wartungsanfälligen Legenden wie der Contax T2. Du bekommst eine Point-and-Shoot mit Garantie, modernen Features (LiDAR!) und – wenn du willst – voller manueller Kontrolle.
Wer mit der leichten Randunschärfe bei Offenblende leben kann (oder sie als Stilmittel sieht), bekommt hier ein Werkzeug, das richtig Spaß macht.
Hast du die MC-A schon getestet? Schreib uns deine Erfahrungen!
Quellen und weiterführende Links:
Kamera kaufen bei Lomography
Bildquellen: Lomography Instagram
