Kodak Snapic A1 – Hoffnungsträger oder der nächste Plastikbomber?
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Kodak Snapic A1 – Hoffnungsträger oder der nächste Plastikbomber?
Als Hersteller von Zubehör für die Analoge Foto-Community sind wir natürlich daran interessiert, dass es zukünftig auch Analogkameras gibt. Natürlich kommt wenig an die mechanische Präzision der Spiegelreflexkameras und Rangefinder der Goldenen Analogzeiten heran, aber vor allem für Neueinsteiger braucht es leicht erhätliche und vor allem zuverlässige neue Analogkameras und hier gab es zuletzt zwei gute Neuigkeiten. Nach dem Release der Lomo MC-A hat auch Kodak (bzw. der Lizenznehmer RETO) mit der Snapic A1 eine neue Kompaktkamera angekündigt. Grundsätzlich ist das ein positives Signal für uns alle, denn neue Hardware sichert langfristig die Nachfrage nach Film und hält die Labore am Laufen. Doch als Techniker, die täglich alte "German Engineering"-Wertarbeit auf dem Tisch haben, schauen wir bei neuem Kunststoff etwas genauer hin.
Die Specs: Glas statt Plastik

Der Teaser verrät die wichtigste Kennzahl: Es ist eine 25mm Glaslinse verbaut.
Das ist der entscheidende Unterschied zu den üblichen "Reusable"-Kameras, die oft nur eine einfache Kunststofflinse vor dem Verschluss haben. Kodak setzt hier auf ein 3-Element-Design (Triplet), was optisch stark an den Aufbau der Pentax 17 erinnert. Wenn die Vergütung (Coating) stimmt, können wir hier eine Schärfeleistung erwarten, die deutlich über dem "Lomo-Look" liegt.
Zone Focus & LCD: Gimmick oder Nutzen?

Die Fokussierung läuft über Zone-Focusing. In den Kommentaren auf Instagram und Reddit sorgt das teilweise für Skepsis ("Warum kein Autofokus?"). Physikalisch betrachtet ist das bei 25mm Weitwinkel jedoch unkritisch. Die Schärfentiefe ist bei dieser Brennweite so enorm, dass man schon grob fahrlässig handeln muss, um unscharfe Bilder zu produzieren.
Interessant – und streitbar – ist das LCD-Display auf der Oberseite.

Aus Ingenieurssicht ist das ein zweischneidiges Schwert:
- Pro: Es zeigt Blitzmodi und Bildzähler klar an. Wer schon mal versucht hat, die blinkenden Status-LEDs einer Pentax 17 ohne Handbuch zu entschlüsseln, weiß eine klare Anzeige zu schätzen.
- Contra: Es ist ein weiteres elektronisches Bauteil, das kaputtgehen kann ("Gimmick-Faktor"). Ein paar gut beschriftete LEDs wären robuster und günstiger gewesen. Wir hoffen, dass Kodak hier nicht an der falschen Stelle Budget verbrannt hat.
Was die Community sagt (und was wir denken)
Die Reaktionen im Netz sind gemischt, treffen aber den Kern. Viele sehen Parallelen zur Ricoh R1 – extrem flach, kompakt, hosentaschentauglich.
Einige User befürchten, dass es sich am Ende doch nur um eine glorifizierte "Toy Camera" handelt. Der Begriff "Plastikbomber" steht im Raum. Und genau hier wird sich die Spreu vom Weizen trennen:

Die Lomo MC-A kommt 2026 für stolze 499 € (Metallbody, manuelle Features). Die Kodak Snapic A1 muss sich preislich deutlich darunter ansiedeln. Kostet sie zu viel, greifen die Leute lieber zu einer gebrauchten Olympus XA oder Canon AF-1.
Unser Wunsch an die Industrie
Wir begrüßen die Snapic A1 als Einstiegsdroge für neue Analog-Fotografen. Aber unser Ingenieurs-Herz blutet dennoch ein wenig. Der Markt wird gerade mit Kunststoff geflutet.
Was wirklich fehlt – und das hören wir auch von euch immer wieder – ist der Mut zur Mechanik. Eine moderne Interpretation einer klassischen SLR, wie eine Pentax Spotmatic mit M42-Mount, wäre der Traum.
- Vollmechanisch (reparierbar in 50 Jahren).
- Keine anfällige Elektronik.
- Kompatibel mit Millionen existierender Vintage-Objektive.
Natürlich ist das in der Fertigung teuer und komplex. Aber bis sich ein Hersteller da wieder rantraut, halten wir die alten Schätze am Leben.
Fazit
Die Snapic A1 könnte der perfekte "Daily Driver" werden, um die teure Contax T2 zu schonen – vorausgesetzt, der Preis stimmt.
Was ist eure Schmerzgrenze für so eine Kamera? Und seht ihr das LCD als echtes Feature oder als unnötige Spielerei?
Euer Vladi
Bildnachweis: Die Bilder sind alle dem Teaservideo auf Instagram entnommen.